Österreichs höchstgelegener UN-Stützpunkt der Welt

Mont Hermon in Syrien, 2814 m. ü. M.
Fachof Fabian Coulot, Basel

1040 Blauhelme aus Kanada, Japan, Polen, Slowakei, Schweden, davon 463 österreichische Soldaten, stehen immer noch zwischen Israel und Syrien auf den Golan-Höhen!

Im November 1967 richtete der Generalsekretär der Vereinten Nationen an Österreich das Ersuchen, acht Offiziere als Beobachter für die UN-Waffenstilistands-Überwachungsorganisation im Nahen Osten der UNTSO (United Nations Truce Supervision Organisation) zur Verfügung zu stellen. Am 4. Dezember 1967 wurden die ersten acht Beobachteroffiziere in Marsch gesetzt. Dieser Einsatz dauert auch heute noch an. Die österreichischen


Position Hotel Hermon 2814 m ü.M.
Offiziere waren zunächst nur in der Suezkanalzone eingeteilt, 1973 wurde dem Wunsch des UN-Generalsekretärs entsprochen, sie auch an anderen Überwachungs-Abschnitten einsetzen zu dürfen. Zwei Sanitätsunteroffiziere wurden dem Hauptquartier der UNTSO in Jerusalem zugeteilt. Als Folge des Jom-Kippur-Krieges im Oktober 1973 und der anschliessenden Truppentrennungs - Abkommen zwischen Israel und Ägypten bzw. Syrien kam es zu einer Umstellung der Aufgaben bei UNTSO.

Einsatzgebiet
Der grösste Teil der von 17 Nationen gestellten 290 Beobachteroffiziere machte
zunächst als «Observer Group SINAI» - geteilt in die Führungszentren Kairo und Jerusalem bei UNEF (United Nations Emergency Force) - Dienst, die übrigen wurden bei UNDOF (United Nations Disengagement Observer Force) sowie bei der Observer Group LEBANON eingesetzt.

Beschluss Nr. 350 des Sicherheitsrates
In Genf kam es am 31. Mai 1974 zur Unterzeichnung des Abkommens, und mit Beschluss Nr. 350 des Sicherheitsrates wurde UNDOF - Truppentrennungs- und Beobachterstreitkräfte der Vereinten Nationen - aufgestellt.
In kurzer Zeit wurde die Verlegung des österreichischen Bataillons von Suez auf die ca. 680 km entfernten Golanhöhen abgeschlossen. Die in vier Pendelfahrten eingesetzten Steyr-Diesel und Pinzgauer legten dabei rund 190 000 km zurück, dabei kam es zu keinem einzigen Fahrzeugausfall und bis auf ein umgekipptes Aggregat zu keinem einzigen Unfall. Mit dem Tausch der Sinai-Wüste gegen Golanhöhen hatten sich die Soldaten bald angefreundet, denn die Kargheit und Unzulänglichkeit des durchschnittlich auf 900 m gelegenen Geländes, das mit dem Mont Hermon auf 2814 m ansteigt und dessen Strassen und Wege die härtesten Ansprüche an Fahrer und Fahrzeuge stellen, waren für die österreichischen Soldaten leichter zu ertragen als die lastende Hitze der Wüste.

Area of Separation (AOS) Die quasi «Pufferzone» zwischen Israel und Syrien auf den Golanhöhen nennt sich AOS (Area of Separation); sie ist begrenzt durch die ALFA-Line (israelische Seite) und BRAVO-Line (syrische Seite) auf einer Länge von 34 Kilometern, einer Breite

Staff Seargant
Peter Dudlik
auf Position 31
von 12 km und von einer Höhe von 942 m in Quneitra und 2814 m auf dem Mont Hermon. In dieser AOS-Zone darf sich weder israelisches noch syrisches Militärpersonal aufhalten, lediglich «leicht bewaffnete Polizeibeamte» sowie Zivilpersonen (Bauern, Bewohner der Dörfer, Taxis etc. mit einer entsprechenden Clearence). Kontrolliert wird die Zugangsberechtigung zur AOS von Verbindungsoffizieren (Polizisten) des SSAD (Senior Syrian Arab Delegation) sowie der entsprechenden Gegenseite in Israel, welche den UN-Offizieren auch z.B. als Dolmetscher bei Inspektionen zur Verfügung stehen. Entlang der ALFA- und BRAVO-Line befinden sich 30 ständig bemannte Wachposten, 17 teilweise besetzte Wachposten, 1 Militärpolizei-Checkpoint sowie die Camps FAOUAR ausserhalb der AOS auf BRAVO-Seite und das Camp ZIOUANI auf ALFA-Seite, ausserdem 11 Beobachterposten der UNTSO, welche hauptsächlich die Area of Limitation (AOL) überwachen.


Area of Limitation (AOL)
Innerhalb der AOL darf sich ein genau festgelegter Bestandteil von Streitkräften aufhalten, welche aber auf beiden Seiten nicht ausgeschöpft werden. Es dürfen sich innerhalb der 10-km-Zone je 6000 bewaffnete Soldaten aufhalten (auf israelischer Seite sind es 1300, auf syrischer Seite 2600).

Das österreichische UN-Batailion (AUSBATT)
Die 463 Soldaten des österreichischen Bataillons stehen im nördlichen Teil der Golanhöhen von Ouneitra bis auf den Mont Hermon (im südlichen Bereich ist das Polnische UN-Batailion zuständig). Sie teilen sich wie folgt auf: 56 Mann in der ersten Kompanie «Edelweiss», 80 Mann in der zweiten Kompanie «Enzian» sowie 87 slowakische Soldaten bilden die 3. Kompanie «Eagle». Den grössten Teil bildet die Stabskompanie im Camp FAOUAR mit 240 Mann.

Patrouillen zu Fuss und motorisiert
Pro Jahr werden im Bereich des AUSBATT 40560 Kilometer Fusspatrouillen sowie 54126,8 km motorisiert zurückgelegt, aufgeteilt in A-Patrols (israelische Grenzseite) B-Patrols (syrische Seite), C-Patrols (Tagespatrouillen im AOS Bereich), D-Patrols (nachts immer motorisiert).


 
Übungsbesprechung  
Spezialisten des EOD
 

Mont Hermon, 2814 m ü. M., der höchstgelegene Wachposten der Welt
Die vier UN-Positionen mit Pos 12 (1740 m) mit 10 Mann, Hermon Süd (2380 m) mit 8 Mann, Hermon Base (2240 m) mit 25 Mann sowie Hermon Hotel (2814 m) mit 8 Mann befinden sich im Bereich der 1. Kompanie des österreichischen UN-Bataillons. Die Kompanie trägt wie schon erwähnt den Namen, wie kann es für «Bergler» auch anders sein, «Edelweiss». Ein Teil der Österreicher im Bereich der 1. Kompanie rekrutiert sich aus den Bundesländern Vorarlberg und Tirol, welche mit den Bergen fest verwurzelt sind. Die Männer, welche hier oben Dienst leisten, müssen Berge wirklich lieben, denn es gilt 6 Monate lang sich auf ein Überleben vorzubereiten und dann die anderen 6 Monate im Schnee zu überleben. Auf Grund des dichten Schneefalls (bis zu 15 Meter!) und orkanartigen Stürmen bis zu 200 km/h können die Stützpunkte für mehrere Tage nicht verlassen werden. Dementsprechend erfolgt bis Ende September ein ausreichendes Anlegen von Vorrat an Lebens- und Betriebsmitteln. Als Transportmittel im Winter stehen hier oben 3 Pistenbullies im Einsatz. Auf dem Mont Hermon ist eine Art Schicksalsgemeinschaft entstanden, denn 1500 m ostwärts von Hotel Hermon sind zwei syrische Stellungen, die West- und Oststellung, gegenüber von Position 12 ist ebenfalls eine syrische Stellung. Alle diese drei syrischen Stellungen werden durch die 1. Kompanie mit Strom versorgt. Das Leben und die Arbeit hier auf dem Berg konnte auch der Schreibende real miterleben, bekam er doch die Möglichkeit, die Nacht hier auf Hermon Base zu verbringen.

Humanitäre Aufgaben im Bereich des AUSBATT
Die beiden Drusendörfer Hadar und Madjal Shams/Massada fielen 1967 durch den «technical Fence» (Technischer Zaun) einer Trennung zum Opfer. Hadar befindet sich nun auf der syrischen Seite und Madjal Shams/Massada auf der israelischen Seite. Im Bereich des UNDOF Pos 16 (slowakische Kompanie des AUSBATT) wurden dies- und jenseits des «Technischen Zauns» (der «Technische Zaun» wurde von Israel zu seinem eigenen Schutz um fast die ganze Landesgrenze zu den arabischen Staaten angelegt), eine Art Tribünen errichtet, auf welchen sich die Verwandten und Freunde der getrennten Drusendörfer via Megaphon sich gegenseitig anschreien können, eine andere Kommunikation ist nicht möglich. Heiraten zwischen den beiden Dörfern sind ebenso möglich. Am Tag der Hochzeit, welche genau in der Mitte der Area of Separation im Beisein vom Roten Kreuz und UNO durchgeführt werden, muss die Braut oder der Bräutigam für immer von seinen Familienangehörigen Abschied nehmen, denn wenn einmal die Seite gewechselt wurde, ist ein Wiedersehen nicht mehr möglich. Die Heiratswilligen lernen sich meistens als Studenten in Damaskus kennen, denn seltsamerweise ist es möglich, dass Studenten aus dem israelischen Drusendorf im syrischen Damaskus für eine bestimmte Zeit studieren dürfen.

Auch ein Schweizer leistet im Camp FAOUAR Dienst Mit Captain Benoît Hemmer als Informationsoffizier bei UNDOF leistet auch ein Eidgenosse Dienst im Camp FAOUAR. Nach der bestandenen Absolvierung des SUNMOC (Swiss United Nation Military Observer Course) in Bière, wurde Hauptmann Benoît Hemmer für


v.l.n.r. Seine Excellenz Robert Mayor,
Hauptmann Benoît Hemmer,
Major-General Bo Wranker
1 Jahr zur UN-Beobachtermission UNTSO berufen, anfangs im Bereich der OP 57/58 eingesetzt, wurde er nun in den Stab der UNDOF ausgeliehen. Zu seinem neuen Arbeitsgebiet gehört auch das Organisieren und Betreuen von Besuchergruppen. Der «Schweizer Soldat» bekam die Möglichkeit, den jährlich stattfindenden Botschafter- und Attache-Tag im Bereich UNDOF teilweise zu besuchen. Seine Excellenz Botschafter Robert Mayor vertrat höchstpersönlich die Schweiz an diesem wichtigen Tag.


Zum Schluss ein Dankeschön
Zum Schluss dankt der Schweizer Soldat allen Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten des AUSBATT, allen voran Oberstleutnant Stefan Thaller, dem Kommandanten des AUSBATT, den beiden Majors Manfred Schickerbauer und Hans-Georg Wallner, Hauptmann Stefan Ulmer, ebenso seiner Exzellenz Botschafter Robert Mayor und dem Vizekonsul Hans Bachmann von der Schweizer Botschaft und zum Schluss dem Kommando für Internationale Einsätze in Wien-Götzendorff, welches diesen Besuch überhaupt ermöglicht hatte.

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